Früher und Heute.... Folge 4: Väter

Eigentlich bemühe ich mich zumeist, den Vater meiner Kinder aus den kleinen Episoden unseres Lebens in diesem Blog herauszuhalten. Er hat es nicht so gern, wenn ich über ihn schreibe, aber es gab da vor einiger Zeit eine wunderbare Gegebenheit, die ich dem geneigten Leser nicht vorenthalten kann.

Um der Überschrift zu entsprechen, beginne ich mit früher...

Früher: Als er noch nicht der Vater meiner zauberhaften Brut, sondern Student war, hätte ich ihn als eher blass und ernst beschrieben. Ich behauptete zumeist, er habe keinen Humor und teile sich mit mir meine sonnig-hellblaue Aura, weil er viel zu ernst sei.
In seinem Kühlschrank fanden sich Lätta-Margarine, Kirschmarmelade und H-Milch. Mehr brauchte er nicht und mehr gab es nicht, zumindest bis ich einzog und mich nach Kräften bemühte, mich an ihn anzupassen und ihn gleichzeitig irgendwie umzukrempeln.

Heute: Lustigerweise ist das Umkrempeln über die letzten Jahre bei uns beiden eher nebenbei passiert. Wir haben uns in den meisten Lebenslagen in der Mitte getroffen und eingependelt. Inzwischen weiß ich, er hat sowohl Humor, als auch Geschmack. Und wir sind Eltern. Mein ernster Freund ist ein fürchterlich lustiger und einfühlsamer Papa geworden.

Vor einer Weile habe ich ein Gespräch unter Vätern belauschen können, das mir gezeigt hat, wie enorm er sich in den letzten 15 Jahren gewandelt hat.
Ein Geburtstagsbrunch, viele Eltern auf einem Haufen, ein Vater empfiehlt dem Gatten den Taco-Salat mit den Worten: "Superlecker, vielleicht nicht die größte Vitamin-Bombe, aber einfach superfrisch und knackig."
Der Gatte stimmt sofort zu, lobt zu meinem Erstaunen auch die Mini-Quiches und verspricht, sich gleich auch noch einmal eine ordentliche Portion Salat zu holen.
Fasziniert beobachte ich, wie die beiden Väter miteinander anbandeln und über Ernährung zu fachsimpeln beginnen. Schnell ist man sich einig, dass das Gutburgerlich in Gießen großartig und sehr lecker und der beste Burgerladen weit und breit ist, weil frisch, saisonal und regional. Ich sehe den Gatten nicken, Worte wie "regional und Bio" verwenden und von "gutem Essen" sprechen, das auch gerne seinen Preis haben darf, weil man wenigstens weiß, was tatsächlich drin steckt.
Ich bin platt. Es ist wirklich erstaunlich, wie sehr das Vater-sein ihn verändert hat.

Die Gesellschaft der Damen spricht Männern dieses Veränderungsvermögen zwar oft ab, doch ich bin überzeugt, auch wenn Väter viele Diskussionen nicht so lautstark nach außen tragen und vor allem nicht mit dem gleichen fast religiösen Eifer gegeneinander austragen wie wir Mütter, sie geben mit ihrer Rationalität vielen Gesprächen eine ganz neue Richtung. Regional, saisonal und knackig.


Kommentare

Beliebte Posts