Völlig vergessen: Die Binge Playing Disorder

Eine gefährliche neue Klassifizierung für die Kinder hysterischer Mütter und alle, die für jeden quer liegenden Furz ein Etikett mit der Endung Syndrom brauchen...



Binge Playing Disorder – eine nicht näherbezeichnete Spielstörung (vielleicht schon bald nach ICD-10)
Bulimie und Magersucht sind den meisten Menschen ein Begriff und als behandlungsbedürftige Ernährungsstörungen auch weithin anerkannt. Auch die sogenannte Binge Eating Disorder ist in diesen Kreis aufgenommen worden. Anders als bei der Magersucht, wo ja die Nahrung oft schlicht verweigert wird, oder bei der Bulimie, in deren Zuge große Nahrungsmengen aufgenommen und wieder erbrochen werden, zeichnet sich die Binge Eating Störung durch heftige Essattacken aus, bei denen die aufgenommenen Nahrungsmittel nicht wieder erbrochen werden.
Was hat nun das alles mit dem Kind zu tun? Nein, es ist nicht aus ernährungswissenschaftlicher Sicht krank, aber ich werde demnächst einen Antrag stellen, eine weitere kindliche Störung in die Bibel der Abrechnungscodes und Bezeichnungs-Chiffres ICD aufzunehmen: Die Binge Playing Disorder.
Die Ätiologie erläutert sich wie folgt: Das Kind hat neue Spielsachen zum Geburtstag bekommen. Viele wunderbare Spielsachen von ihren Freunden und Verwandten. Ich wollte natürlich, dass sie auch sieht, womit all die lieben Besucher sie bedacht haben, doch inzwischen stehen die Dinge verteilt über Wohnzimmer, Kinderzimmer und Arbeitszimmer, um ein wenig Spannung aus der Situation zu nehmen. Einfacher Ablauf: Kind sieht Spielzeug, schreit begeistert, muss genau in dieser Sekunde dieses Spiel spielen. Hat man es aufgebaut, wird genörgelt, Spielfiguren heruntergeworfen oder gar in die Spielanleitung gebissen, ein anderes Spiel verlangt. Von Biene Maja zu Memorie, zu Puzzle, zu Knete, zu malen (Holz, Wachs, Wasserfarbe, meist in dieser Reihenfolge). Aber nichts ist recht, alles ist plött. Puh! Vielleicht wäre es am besten, alles auf einem riesigen Haufen aufzuschütten, in dem sich das kreischende Kind während eines akuten Binge Playing-Anfalles wälzen kann.
Jetzt ist die Oma wieder abgereist,  die diese Spielattacken seelenruhig mitgemacht hat, und ich hab ein wenig umsortiert und aus dem Blickfeld genommen, denn der Diener eines genervten und nölenden Binge Players, das möchte man nicht sein, das kann ich versichern.
Wir werden sehen, was passiert, wenn wir vom Kurzurlaub auf dem Lande zurückkommen, eventuell werde ich den Fall weiter dokumentieren und an einige Kinderpsychologen weiterleiten. Nur mal so, vielleicht macht die Bezeichnung ja in unserer Etiketten-Welt noch große Karriere und schafft es nach Amerika als „die Störung der little Fräuleins“, ich bin gespannt.
 



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