Wenn ich mal kurz etwas loswerden dürfte...

Respekt, eine missverstandene Größe

Dass ich das hier ursprünglich mal auf facebook geposted habe, ist nicht nur irgendwie arm, sondern eigentlich regelrecht paradox, aber mir fällt nichts Besseres ein, denn für eine Kolumne auf der Kinderseite im FRIZZ ist es einfach nicht heiter genug.
Wir alle sind Internet- und Smartphone-User, da bilde ich keine Ausnahme. Was das aus uns macht und wie dämlich wir uns mit unseren Mini-Displays auf Rockkonzerten aufführen, darüber habe ich mich bereits im FRIZZ-Magazin für Mittelhessen ausgelassen. Was mir eben auffiel, betrifft aber einen ganz anderen Bereich des Lebens und es betrifft einen Wert, den wir anscheinend durch zu langes und hirnpürierendes Starren auf zu kleine Touchscreens so langsam vergessen: Respekt.
Fragt man das Alpha-Tierchen einer voll krassen Jugendgang, warum er irgendeinem armen Würstchen gerade die Fresse polieren (und selbstverständlich das Video bei Youtube posten) musste, erhält man in etwa diese Antwort: „Ey Mann, der hatte mal voll keinen Respekt so, weißt du? Voll krass Null Respekt vor mir!“ Tja, da hat es einer im Testosteron-und-dicke-Eier-Wahn richtig verkehrt verstanden.
Aber jemanden respektieren, einer Person Respekt zollen, das fängt schon wesentlich früher an und da kommen wir smartphone-verblödeten und dauer-tablet-glotzenden Eltern ins Spiel: Es ist Sonntagmorgen, das Kind fröhlich bis aufgedreht und hüpft um Aufmerksamkeit durch die Gegend. Leider sind wir Eltern aber zu sehr damit beschäftigt, ein elektronisches Gerät festzuhalten und darauf zu glotzen als gälte es das liebe Leben, während eben dieses Leben vor uns herumhüpft und immer wieder ruft „Guck doch, ich kann hüpfen!! Guck doch!“
Nun, hinterher wissen wir dann zwar, wer gerade auf Twitter Bescheid gesagt hat, dass er Zahnseide benutzt, wer Kim Kardadingenskirchen geschwängert hat und wo die Müllers im Urlaub waren, aber wir haben vor allem unsere Kinder eines gelehrt: Sie sind weniger interessant als ein verfluchtes Handy. Herzlichen Glückwunsch!!
Und stellen wir Erziehungsberechtigten uns doch mal vor, es wäre umgekehrt: Das Kind etwas größer, die Eltern buhlen um Aufmerksamkeit, ein gemeinsames Spiel, ein Essen. Und was tut das Kind? Es starrt auf ein Handy und posted Bilder von seinem letzten Urlaub mit Freunden ohne uns zu beachten. Irgendwie respektlos, oder?
Und jetzt weiterhin viel Spaß beim Surfen, ich muss rausgehen, laut schreien und dann ein Puzzle mit der Kleinen machen.

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