Vom Loslassen und Knusperfleisch – Die Große ist im Kindergarten





Groß ist sie geworden, das denke ich oft. Richtig 3, das sagt sie, nachdem sie gefühlt ein halbes Jahr lang allen Leuten erzählt hat, sie sei fast 3.
Alter Schwede, ich dachte immer, meine alten Tanten sagen das, weil sie sonst nichts zu sagen haben, aber es geht tatsächlich wahnsinnig schnell. Und plötzlich schultern sie ihr Rucksäckchen, rücken die Sonnenbrille zurecht und steigen wehenden Pferdeschwänzchens aus dem Auto mit den Worten: „Nist vergessen, Philipp ansurufen wegen Eis essen heute, ja Mama?“
Plötzlich ist alles ein bisschen anders. Man muss sie aus der Hand geben, ganz anders als es bei der Tagesmutter war. Nichts mehr mit behütet und kuscheln und Baby sein. Am Törchen zum Kindergarten endet der Kinderfasching, Ponyhof ist passe, denn hier sind die Sitten rau, man spielt nach Gefängnisregeln. So zumindest erscheint es mir, doch das Kind ist völlig entspannt und schließt sich, kaum dass wir den Gruppenraum betreten haben, einer Gruppe größerer Jungs an, die sich in der Kochecke mit kleinen Pfännchen kloppen. Ein paar Mädchen kommen dazu und mein Kind ist in seinem Element, während ich völlig paralysiert daneben auf einem alten Drehstuhl hocke (in der Eingewöhnungszeit nach dem sogenannten Berliner Modell bleiben die Muttis zunächst mit in der Gruppe), und ich wundere mich, wie erschreckend laut 20 Kinder auf engstem Raum doch werden können.
Weder Lärm, noch sich ziemlich grob prügelnde Vorschuljungs oder sonstiger Rambazamba trüben die Freude über die neu gewonnene Unabhängigkeit, Knusperfleisch mit Sahnesößle zum Mittagessen und Rabaukenvormittage auf dem großen Außengelände. Und während ich mir noch Sorgen mache, an Prügelstrafen und Elterngespräche denke, weil mein kleines Mädchen von anderen dreijährigen Pupsern auf der Toilette angepöbelt und beschimpft wird, klärt sie diese Probleme selbst, lässt sich nicht einschüchtern und macht ihr Ding. Kurz und gut: mein Kind ist selig. Und wenn ich sie abholen komme, zeigt sie mir manchmal den einen oder anderen auf dem Flur und erklärt ganz selbstbewusst: „Das ist der Jason-Mika, der hat mich geärgert und is blöd.“ Dann marschiert sie vorbei und sagt laut: „Hey blöder Junge!“ Und wenn ich dann frage, was er denn gemacht hat, kommt etwas wie: „Ei Mama, geärgert halt, ei hör doch mal zu!“ Aha. Hessisch geht also inzwischen auch. Mutti ist stolz. Aber Jason-Mika werde ich im Auge behalten.

Kommentare

  1. Hallo!
    Du wurdest hiermit nominiert und ich würde mich riesig freuen, wenn du mitmachst.
    Lg Tinkaaabella
    http://tinkaaabell.blogspot.de/2014/02/sunshine-blogger-award.html

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