Komplimente, die früher keine waren...

Komplimente tun einfach gut. Leider geben wir sie uns gegenseitig viel zu selten, gerade im Mama-Konkurrenzkampf.
Ich habe keine Ahnung, was es uns erwachsenen und mitten im Leben in derselben Situation stehenden Frauen so schwer macht, einer anderen etwas Nettes zu sagen. Wenn dir die neue Frisur auffällt, dann sag es! Du siehst, dass sie abgenommen hat? Dann sag ihr, dass sie klasse aussieht!
Komplimente. Jeder braucht sie, jeder liebt sie. Kaum einer traut sich.
Aber es geht runter wie frische Schlagsahne mit Pflaumenkuchen, wenn jemand zu dir sagt, dass deine Kinder toll sind. Dass du das gut machst. Dass es bewundernswert ist, wie du alles unter einen Hut bekommst.
Im Normalfall sehen wir selbst nämlich nur die anderen, bei denen es aus unerfindlichen Gründen irgendwie immer besser läuft. Die Kinder schlafen besser, die Wohnungen sind sauberer, der Umgang herzlicher und das Stresslevel niedriger.
Ich bin immer sehr ehrlich. Ja, ich trinke ein Glas Wein beim Kochen. Und ich parke meine Kinder dafür vor der Glotze und zwar länger als die vom Kinderarzt erlaubten und pädagogisch wertvollen 20 Minuten. Ich schreie meine Kinder an, wenn mir der Kragen platzt und ich bade sie auch nicht jeden Tag oder bringe die Wohnung auf Hochglanz, wenn die Minis endlich schlafen.
Es gibt Momente, in denen weiß ich nicht weiter. Dann heule ich oder ich schließe mich mit einer Tafel Schokolade im Klo ein. Irgendwie läuft es, aber ich habe oft das Gefühl, bei anderen Familien läuft es runder. Da sitzt die mütterliche Frisur besser und es klebt niemals etwas unter dem Tisch. Die Kinder haben weniger Flecken und das Haus duftet Aprilfrisch.
So sieht man das selbst.
Zu meinem Erstaunen hat mir heute Morgen eine sehr liebe Bekannte und Mutter von dreien das wahrscheinlich größte Kompliment gemacht, dass man einer anderen Mutter machen kann. Sie kam vor der Kita auf mich zu und meinte:
"Ich hab in letzter Zeit total oft an dich gedacht, wie geht's dir denn?"
Ich war erstaunt, naja, wie geht's mir? Kita-Steik ab Mittwoch, eigentlich wollte ich diese Woche meinen Chef treffen, Mini ist erkältet... Das Übliche eben.
"Ganz gut."
"Ach, ich musste dauernd an das Gespräch neulich auf dem Spielplatz denken."
Stimmt, da habe ich mich über die schlechten Schlafgewohnheiten meiner beiden Grazien ausgelassen und den ganzen ätzenden Zirkus, den ich seit Jahren versuche.
"Ich hatte ja keine Ahnung, was du da für einen Leidensdruck hast. Du bist ja durch die Arbeit deines Mannes ganz allein damit, und das jede Nacht. Ich dachte immer, nur bei uns ist so ein Chaos. Bei dir wirkt das immer alles so entspannt. Ich dachte immer, die ist so eine gute Mutter und hatte selbst ein ganz schlechtes Gewissen. Du machst das echt toll mit deinen beiden."
mmmmmm lauwarmer Vanillepudding für meine zweifelnde Seele.
Danke, Nina, für das schönste Kompliment des Jahrzehnts unter Müttern. Du hast keine Ahnung, wie gut das tat!

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