Dritte Woche Kita-Streik und kein Ende in Sicht...



Aus gegebenem Anlass ein paar Gedanken 
 

Da sitze ich nun in meinem stillen Protest. Immerhin zwei Muttis und eine kleine Handvoll Kinder sind ebenfalls hier. Was wollen wir hier? Wir wollen eigentlich nur, dass die Kitas wieder aufmachen. Die ErzieherInnen hätten gerne mehr Lohn und bessere Bedingungen in den Kindergärten. Finden wir gut, Solidarität Juhu! Leider geht der Streik inzwischen in die dritte Woche und die, die tatsächlich darunter leiden, das sind wir Eltern und vor allem unsere Kinder. Heute früh habe ich die Große in der dritten Not-Kita abgeliefert. Sie ist ein harter kleiner Hund, sie macht das schon, aber ich finde es eine Zumutung. Vertrauenspersonen und sicheres Umfeld? Fehlanzeige. Stellt euch vor, es ist Streik und es juckt keine Sau. Wann gibt es Verhandlungen? Können wir noch vor den Sommerferien mit einer Einigung rechnen? Und warum, verdammt nochmal, kriegen wir unsere Gebühren nicht zurück?

Das alles treibt mich um, während ich hier im Gießener Rathaus sitze und weiß, dass es eigentlich wie immer völlig sinnfrei ist und keinen interessiert.

Was mich persönlich im Augenblick besonders nervt an der ganzen Sache, sozusagen das I-Tüpfelchen auf dem Scheißhaufen: Ich habe mich bei dem roten selbstgemalten Schild an der Kita-Türe gefühlt wie ein Verbrecher. Nur für berufstätige Eltern. So langsam gehen die Eltern gegeneinander. Zweiklassen-Elternschaft. Wer bekommt den Platz, wer kümmert sich mehr, beschwert sich lauter, du arbeitest doch nur halbtags, gib den Platz lieber der Sabine, die muss bis 16:30!? Lustigerweise schimpfen einige Muttis zwar, haben sich aber noch nicht einmal beim Jugendamt gemeldet und nachgehakt.  Jedem steht ein Notplatz zu, denn wir bezahlen alle Gebühren und das nicht zu knapp. Es ist nicht nur das System, das uns da Knüppel zwischen die Beine wirft – ich war mal Punk, ich habe mehrere Jahre damit verbracht, über das System zu schimpfen, ohne tatsächlich etwas zu kapieren, daher möchte ich nicht jetzt wieder damit anfangen. Aber im derzeitigen Kita-Streik fällt mir nicht nur auf, dass das System völlig aus den Fugen ist, wir Eltern sind zu bequem und selbst die, die sich organisieren, tun es höflich schweigend selbst, gründen eine Kleinkindgruppe und melden keinen Bedarf beim Jugendamt an. Reden schwingen auf dem Spielplatz mit Kaffeetasse, das läuft enthusiastisch. Aber im richtigen Moment auch mal an der richtigen Stelle stehen und den Mund aufmachen oder einfach zum zehnten Mal den Telefonhörer in die Hand nehmen und dem Jugendamt anrufen oder Verdi sagen, dass es so nicht weitergehen kann, das klappt irgendwie nicht.

Die anderen Muttis mussten wieder los, mein stiller Protest wird einsam fortgeführt. Vielleicht setze ich mich morgen früh alleine vors Gewerkschaftshaus, mal sehen.
Phlegmatische Elternmeute, gebt mir ein Zeichen, ich bin wirklich sehr, sehr einsam.

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