Ein Post für wohl gemütlichste Zeit des Jahres....



Es ist wieder soweit: Weihnachten steht vor der Tür. 
Weihnachten oder auch der Versuch, mehrere Generationen unterschiedlichster menschlicher Individuen mit Vergangenheitsverklärung, Endjahresdepressionen, unbändiger Vorfreude und gegensätzlichsten Erwartungen in einem Raum voll Freude, Licht und Melancholie zusammenzubringen, ohne dabei Banane zu werden. 

Schon Wochen oder gar Monate zuvor beginnt schleichend das Weihnachtserwachen: Geschenkideen werden gesammelt, Pläne gemacht, wer ist über die Feiertage wann wo und bringt was mit, und wann um Himmels Willen finde ich Zeit für ausgiebiges Shopping im vorfreudig erregten Menschengedränge? 
Der Konsumterror hat in dieser Zeit ein rotes-goldenes Schleifchen und – geben wir’s ohne Reue einmal zu: Wir lieben ihn. Lichter, Marktstände, tausend Dinge, die kein Mensch braucht, die wir aber tief in unseren nach Crêpes und gebrannten Mandeln duftenden Seelen so unsäglich gerne hätten. Pädagogisch wertvoll schenken ist ohnehin ein von der Werbung erfundenes Ding der Unmöglichkeit, also geben wir doch für 2015 den Versuch einmal auf, in einer übersättigten Gesellschaft etwas ums Verrecken richtig machen zu wollen. Lassen wir sie herein, die Vorweihnachtszeit, und erfreuen uns an unseren Kindern, die diesen Zustand noch viel ekstatischer und euphorischer erleben als wir es tun. 

Wir sind am Heiligen Abend sehr wenig traditionell, obwohl die Rituale eigentlich immer gleich sind. Weihnachten gehört uns. Kernfamilie mit Anhang und Kindern. Die Tanten und Onkel wohnen zum Glück weit genug entfernt. Wir warten auch nicht bis nach dem Essen mit dem Auspacken, das haben wir nie versucht. Sobald das Glöckchen bimmelt, ist das Kleinvolk in bestem Sonntagsstaat und mit Glitzerspangen im frisch gewaschenen Haar in der Stube. Ein bisschen ah und oh für den schönen Baum und die duftenden Bienenwachskerzen, dann beginnt das unreflektierte und lautstarke Aufreißen und Umherwerfen von Geschenkpapier. Die Geschenke selbst werden selten eines Blickes gewürdigt, denn kaum ist das bunte Papier zerfetzt, huscht der suchende Blick unter wirren Haaren bereits unter dem Baum entlang. Gibt es noch mehr? Liegt noch was auf meinem Stapel? 
All die mühsam ausgewählten, abgewogenen und vielfach mit Eltern, Großeltern und Fernverwandten diskutierten hochwertigen und nicht ganz billigen Präsente gehen in einem Strudel des Wahnsinns im Kerzenschein unter. Es wird gequietscht, gejubelt und gestritten. Nach etwa fünf Minuten von etwas, das einer U10 Met-Amphetamin-Garagen-Party gleicht, stehen die Minis atemlos und zitternd im Raum. Die Szenerie hat etwas Surreales und gleicht einem japanischen Manga-Comic im Gegenlicht der friedlich glimmenden Kerzen. Mehr? Gibt’s noch mehr?
Oft übertreiben wir Eltern es mit den Geschenken, denn das gesunde Mittelmaß ist uns in der vorweihnachtlichen Freude zwischen Weihnachtsmarkt und Plätzchenbacken irgendwie abhandengekommen. Eigentlich habe auch ich mir wie jedes Jahr vorgenommen, den kleinen Randalierern weniger zu schenken. Leider kenne ich mich aber zu gut. Weihnachten ist das wohl herrlichste, gemütlichste und bunteste Fest, das man mit Kindern feiern kann. Darum werde ich auch an Weihnachten 2015 wieder Schokoladentafeln, Malstifte und Pixi-Bücher einzeln verpacken, damit die plätzchen- und kakaogedopte Freude so lange wie möglich anhält, denn seien wir mal ehrlich: Wenn es der Anstand nicht anders gebieten würde, dann säßen auch wir mit wirren Frisuren und roten Backen wieder mittendrin und die Welt würde sich noch einmal im Rausch von Geschenken, Weihnachtskugeln und Lametta drehen....

In diesem Sinne, eine schöne, gemütliche und vielleicht sogar ein klein wenig besinnliche Vorweihnachtszeit!

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