Früher und Heute - Folge 3: Zweisamkeit

Erinnern wir uns an diesem kühlen Montag doch einfach mal wieder an früher... Früher, diese Zeit ohne Kinder, ohne zu viel Verantwortung. Mit Ausschlafen, ausgehen und ohne Diskussion bei jedem Essen, außer es gab ein spannendes Thema und ein Glas Wein dazu...

In dieser Folge geht es um Zweisamkeit. Das ist übrigens etwas, dass auch Eltern einmal hatten. Also bevor sie Eltern wurden. Und es ist etwas, das so fundamental wichtig ist, dass man es auf jeden Fall zwischen Arbeit, Haushalt und allen großen und kleinen alltäglichen Krisen erhalten muss.


Früher:
Ein Date steht an. Oder einfach nur ein Essen, ein Fernsehabend, Kino, Spaghetti und Spiele, intensive Zweisamkeit in der Therme mit anschließendem Biergartenbesuch...
Ja, wie war das noch gleich? Stimmt. Ich habe mir ungefähr eine Stunde lang überlegt, was ich anziehen möchte, habe meine störrischen Locken mit Glanzgel und viel Aufwand gebändigt, mich geschminkt und mir Schuhe ausgesucht, die zu meiner feschen neuen Jacke passten.
Und dann bin ich einfach hingegangen, zu meinem Date.

Heute:
Wenn man nicht arg aufpasst, geht es hier ziemlich schnell verloren, das zauberhafte Gefühl, dass es Eltern auch als Paar noch gibt, nicht nur als gemeinsame Windelwechsler, Fütterer und Spielkameraden. Oft läuft es auf einen Netflix-Abend hinaus. Ein paar gemeinsame Stunden vor einer Serie, die wir beide mögen, Süßkram für die Seele und ein Glas Wein. Ich liebe diese gemeinsame Zeit und die Ruhe und Normalität, die sie mir trotz häufiger Unterbrechungen durch meine beiden herzallerliebsten Schlafräuber gibt.
Wenn ich den Vater meiner Kinder auf ein Date treffen möchte, dann geschieht das inzwischen mitten am Tag. Die Kinder sind in Betreuung, ich habe bis 11 was geschafft und bin bereits ab 9 Uhr von meinem 6:30 Uhr Kaffee durchgedoped. Jetzt kann es losgehen zu einem kleinen Mitagstreff (je nachdem, wie bei ihm der Schichtdienst so war). Ein abendliches Date ist noch nicht denkbar. Wir trauen keinem Babysitter und irgendwie sind unsere Kinder auch unfähig, länger als zwei Stunden am Stück zu schlafen, ohne sich zu versichern, dass wir auch ja noch da sind.
Aber ich mache mich auch mittags schick, das muss sein. Auf meiner schönen Jacke ist zwar ein Senffleck und die Haare wollen nicht wie ich, aber ich habe keine Zeit gehabt, sie mir noch zu waschen und auch überhaupt keine Lust, mich von solchen Lapalien aus der Ruhe bringen zu lassen. Immerhin sitzt die gute Jeans wieder. Also ab in ein Oberteil, das eigentlich für den Mittag zu viel ist und die halbvertrocknete Mascare rausgegraben (verdammt, ich muss mir endlich eine neue kaufen und die dann vor meinen Kindern verstecken). Mit der Zahnbürste im Mund noch kurze Rücksprache mit der Redaktion, weil die letzte Kolumne zu dunkel war (ich habe eine Diät versucht, zu wenig Kalorien machen mich agro und das wirkt sich auf meinen Schreibstil aus). Dann ins Auto und mit klopfendem Herzen zu unserem kleinen Lieblingsitaliener.
Ich bin zwar nicht mehr 25 und muss mir die Zeit mit dem Vater meiner Kinder oft schwer erkämpfen, aber jeder Moment davon ist es wert, wenn er bei meinem Eintreten von seinem Handy aufschaut und seine Augen strahlen.


Kommentare

Beliebte Posts