Erste Erinnerungen



Wer erinnert sich an seine ersten Familienfeste? Weihnachten? Ostern?
Wenn nein, was wäre die früheste Kindheitserinnerung? Vielleicht die Einschulung? Erstkommunion? Oder erinnern Sie sich an Dinge, die vor Ihrem fünften Geburtstag passiert sind? Scheinbar ist das eher selten, doch ich habe vor kurzem gelesen, dass sich Kinder an vieles erinnern, das in ihren ersten Lebensjahren stattgefunden hat.

Aber nicht nur das: Vor allem positive Erlebnisse setzen sich in den kleinen Köpfen fest.

Mich als tendenziell eher überforderte Mutter zweier zauberhafter Hexenkäfer hat diese These ungemein erleichtert. Denn in einem Spagat zwischen Kinder, Job, Haushalt, Familie und Verleger fällt es einem Normalsterblichen doch hin und wieder schwer, beim achtundzwanzigsten „Zieh dir die Socken an“ noch die Contenance zu wahren.

Sollte diese Autorengruppe Recht haben, dann werden meine Kinder mir in 20 Jahren die gelegentlichen Ausraster, die vielen Stunden an Computer und Handy und auch die morgendlich nicht seltenen „Wenn du dich jetzt nicht anziehst, nehme ich dich im Schlafanzug mit“ vielleicht gar nicht nachtragen.
Sollten die Thesen richtig sein, dann werden sie sich an Schokoladenkeks-ummanteltes Kerzenlicht, verregnete Picknicknachmittage mit dem Waffeleisen unter dem Esstisch und Lesen in selbstgebauten Höhlen erinnern. Ich hoffe es sehr und lausche mit klopfendem Herzen in mich hinein. Mit Sicherheit war bei uns nicht immer alles eitel Sonnenschein. Ich weiß aus zuverlässiger Quelle, dass ich ein äußerst lästiger kleiner Mensch sein konnte. Trotzdem sind die Dinge, die mir in den Sinn kommen, wenn ich an meine Kindheit denke, praktisch durchweg positiv und hell.
Meine ersten Erinnerungen fanden beinahe ausschließlich im Herbst oder Winter statt, ich kann mir nicht erklären, warum das so ist. Eigentlich haben sie immer mit Licht, Wärme und guten Gerüchen zu tun. Mit Tee und Keksen. Mit Weihnachtsglück und Baumkerzen aus Bienenwachs. Mit Apfelernte oder Basteln an unserem alten Küchentisch in der winzigen Küche mit der grässlichen Tapete aus den sechziger Jahren.
Vielleicht war früher gar nicht mehr Lametta. Es sieht nur in unserer glücklichen Erinnerung so aus. Und das ist auch verdammt gut so.

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