Ein paar weihnachtliche Gedanken - Wieso, weshalb, warum...?

Warum und seit wann finden wir eigentlich Weihnachten so furchtbar ätzend?
Es hat schon fast Tradition, ist praktisch ein Muss, dass einem die Sippschaft auf den Sack geht, man am Weihnachtsshopping verzweifelt, einem die Weihnachtsmusik aus dem Radio in den Wahnisnn treibt und irgendwie alle nur froh sind, wenn es endllich vorbei ist, dieses ätzende Fest namens Weihnachten.
Ich versteh das irgendwie nicht, ertappe mich aber auch dabei, dass ich mich in den einen oder anderen Endjahres-Chaos-Strudel hineinreißen lasse, ob ich es nun will oder nicht. Aber eigentlich ist Weihnachten doch ein sehr schönes und gemütliches Fest. Es gibt Kerzen, gutes Essen und irgendwie überall diese sehnsüchtige "ichwärgernnochmalkind"-Romantik. Weihnachstdeko ist wunderbar, Mandeln, Plätzchen, Mandarinen. Eigentlich doch alles top.
Aber selbst in Kindergeschichten ist Weihnachten oft ein echter Kampf. Meine beiden Grazien hören gerne Conni. In einer der Weihnachts-CDs geht es aber bei Familie Klawitter ziemlich ans Eingemachte. Erst ist Papa ein Arsch und streitet mit Mama, weil sie ihn zu oft daran erinnert, dass er das Türschloss bei der Kälte ölen soll. Dann ist klein Jakob ein Arsch mit Ohren und rennt Conni auf dem Weihnachtsmarkt tatsächlich weg. Dann gibt es den großen Anschrei- Showdown zwischen den Eltern, weil Mama den armen Onkel Albert zu Weihnachten einlädt, der keine Frau und keine Familie hat und nun auch seinen besten Freund verloren hat.
Puh!
Auch im Bekanntenkreis werden die Omas hin und her geschachert, mit Augenrollen diskutiert, wer wann seine Ruhe vor den Schwigereltern und Tante Gerte hat.
Boah, wir müssen Mutter holen für Weihnachten!
Ja guck mal bei uns, die SCHWIIIEGERELTERN bleiben bis zum zweiten Feiertag!
Seid doch froh, wir müssen Onkel Erwin holen und der hat Verdauungsprobleme!
So und so ähnlich, genervt und angefressen, klingen leider sehr viele Menschen an den gar nicht so heiligen Tagen. Wenn man es sich mal überlegt, klar, es gibt Verwandte, die tatsächlich nicht in der Top Ten der beliebtesten Fest-Gäste stehen. Aber es ist ein einziger Tag!
Ein einziger Tag, den man selbst mit so großen Erwartungen so weit hochstilisiert hat, dass er eigentlich nur eine Enttäuschung werden kann. Für uns ist das ein netter Tag mit Kaffee und Plätzchen und einem gemütlichen Abendessen nach der Bescherung. Hat jemand schonmal einen Gedanken daran verschwendet, was das für eine Tante oder eine Oma für ein wundervolles Ereignis ist?
So viele ältere Verwandte sind einsam, leben allein oder vielleicht in einem Pflegeheim. An Weihnachten sind sie durch eine Einladung dann plötzlich wieder Teil der Familie, gehören dazu, können in Erinnerungen schwelgen, wie schön es früher war. Sie ziehen sich fein an, machen sich die Haare oder tragen den guten Anzug. Ein bunter Abend, gemütlich und ohne Einsamkeit.
Und dann werden die Augen gerollt. Eigentlich sind sie unerwünscht. Sie nerven, berauben uns der Gemütlichkeit, der trauten Gemeinschaft der Kleinfamilie an unserem von Erwartungen überladenen Heiligen Abend.
Ist das nicht schlicht und ergreifend unanständig?
Diese nervigen Alten, diese Fest-Zerstörer mit ihren ollen Kamellen, unsere blöden Schwiegereltern und alten Eltern, das ist unsere Familie. Das sind die Leute, die in unserer Kindheit Tag und Nacht für uns da waren, die uns beigebracht haben, mit dem Löffel zu essen und ins Klo zu kacken.
Ich finde, da steht uns ein wenig Demut gut zu Gesichte an den hohen Feiertagen

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