Hormonell bedingte seelische Unordnung

Viele Filme darf ich nicht mehr gucken. Und sag mir bloß niemand, dass irgendeinem Kind etwas passiert ist, da drehe ich durch! Neulich habe ich sogar wegen gar nichts einfach geheult. Es musste raus, hat sich kurz an einem dummen Kommentar des Gatten entladen und dann konnte ich nicht mehr aufhören zu weinen.

Gerade hat es mir fast das Herz gebrochen und ich stand ziemlich lange mit dumpfen Gefühlen am Fenster.
Wir hatten einen kleinen toten Vogel im Garten gefunden. Das Kind war natürlich ganz vorne mit dabei, wollte schauen, hat nachgehakt. Der ist jetzt also tot, oder tut, wie sie sagt. Und jetzt?
Ich habe ihr erklärt, dass wir ihn morgen früh beerdigen und dass eine der Katzen, die uns immer besuchen, ihn uns zum Geschenk gemacht hat.
Warum?
Sie kriegen hier Leckerli und schlafen auf dem Liegestuhl, dafür wollen sie danke sagen und bringen uns Geschenke.
Aha. Und der ist auch sicher tut? Geht der nicht mehr weg?
Nein, das kann er nicht, so ist das, wenn man tot ist.
Dann geht er jetzt zu Gott? - Blick auf den Vogel, auf mich und in den Abendhimmel.
Genau das.
Sie blieb stehen, während ich den Müll rausbrachte und als ich zurückkam, sah sie mich wieder an. Er ist immernoch da. Noch immer! Wann geht er denn zu Gott?
Hm... Seele, fleischliche Hülle, Asche zu Asche... was sag ich jetzt?
Seine Seele ist schon gegangen, versuche ich zu erklären. Wenn man tot ist, geht nur die Seele, der Körper bleibt und es ist, als würde er schlafen, aber er wacht nicht mehr auf.
Seele?
Dein Wesen, deine Gedanken, alles, was dich zu dem macht, was du bist. Das Glitzern in deinen Augen. (Himmel, du bist knapp 3!)
Glitzern in den Augen hat ihr aber offenbar sehr gefallen, denn sie kam wieder mit nach drinnen und der Vogel war erst einmal vergessen.

Später am Abend, Madame war bereits im Bett, stand ich am Fenster und beobachtete zwei aufgeregt Kohlmeisen. Sie riefen wie verrückt und tanzten auf der Regenrinne des Nachbarhauses, während sie abwechselnd unter jeden einzelnen Dachziegel guckten. Es tat mir in der Seele weh, zu sehen, wie sie ihren Kleinen suchten. Nach langen Minuten flogen sie weiter und ich könnte noch immer weinen. Sie ist nicht nur das Glitzern in den Augen, sie kann auch wehtun, die Seele.


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