Kinderfasching
Fasching, Fasnacht, Karneval, Hellau, Alaf oder Narri-Narro,
eigentlich meinen und lieben wir doch alle das gleiche: Dieses Dingens im
Februar, wo man sich anmalt und je nach Alter deftig einen abfeiert zwischen
dem Schmutzigen Donnerstag und dem Aschermittwoch.
Ich denke ja oft und aus verschiedensten Gründen, dass ich
keine herausragend gute Mutter bin. Unter anderem, da wir im ersten Jahr noch
nicht auf dem Kinderumzug waren und im zweiten... auch nicht. Wohin auch? Wir
wohnen in Gießen und ich fahr doch nicht kilometerweit, um mir die Hacken
abzufrieren und mich im schlechtesten Fall anpöbeln oder ankotzen zu lassen.
Mir ist das Konzept Fasching – zumindest heute, seit ich nicht mehr auf der
dunklen Seite der Macht mit Bier, Alkopops und Guggemusik (entschuldigen Sie
den Ausdruck, so nennt sich die Schrumsdada-Musik der Zünfte und Vereine in
Südbaden) stehe – zu laut, zu besoffen und zu gefährlich. Also nur auf der
anderen Seite, mit Kind eben. Es hält mich aber selbstverständlich nicht davon
ab, das Kind zu unser beider Vergnügen in ein Kostüm zu packen. Im ersten Jahr
war es noch leihweise eine Schildkröte, im Jahr darauf eine Blume vom Geddi
(Südbadisch für Patenonkel). Ein bisschen raus – im Schneeanzug und mit selbst
aufgetragener Farbe im Gesicht, denn die Blume war ein wenig zu sommerlich im
Schnitt – sind wir dann doch noch und ich muss ehrlich sein: Es war nett. Die
dunkle Seite der Macht war an der Ecke Walltorstraße/ Dammstraße erstaunlich
freundlich und das Kind überglücklich, denn die Wagen mit den heiter
verkleideten Volltrunkenen wurden von großen Traktoren gezogen, was natürlich
der Hit war, und es gab noch ein paar Handvoll Bonbons und Popcorn.
In diesem Jahr werde ich wohl nicht drumrumkommen, denn die
Kleinen unterhalten sich ja inzwischen untereinander und wissen Bescheid...
Vielleicht klappt es ja privat: Die Kinder in Verkleidung und aufgedreht von
Limo und Süßkram, die Muttis mit Sektchen, glänzenden Augen und leichtem Pegel,
in Erinnerungen schwelgend an die längst vergangenen Zeiten der dunklen Seiten
der Macht. In der frau noch ausgehen konnte, tanzen und trinken bis in den
Morgen und niemand um 5 auf der Matte stand, einen Stapel Bücher und Teddys
unter dem Arm, die Stimme schon fast ein wenig trotzig:„Is hab ausseslafen,
jetzt Buch gucken und Waffen warm machen, ja?“
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